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Es kommt anders als man denkt

Vorbereitungszeit

Was hatten wir uns gefreut! Die Kandidatenzeit bei der Liebenzeller Mission ist ohne Frage eine besondere Zeit. Mit einem bewährten und abgestimmten Programm soll sie einen vorbereiten auf das Leben in einer völlig anderen Kultur, auf Kulturschocks und die Arbeit im interkulturellen Kontext, auf die Arbeitswelt in einem gemeinnützigen und auf Spenden basierten Werk.

6-8 Monate leben mitten in Toronto, einer der multikulturellsten Städte der Welt. Leben und zurechtfinden in einem englischen Umfeld, inklusive Sprachschule und Möglichkeiten, sich Selbstbewusstsein in einer anderen Sprache anzueignen. Eintauchen in andere Kulturen, Mitarbeit in sozialen und missionarischen Projekten, um andere Arbeitsweisen und auch sich selber besser kennenzulernen. Was für eine Rückendeckung, was für eine Vorbereitung.

 

Nach Malawi zu gehen, fordert uns in vielerlei Hinsicht heraus. Wir beide haben noch nie länger in einem nicht europäischen bzw. nicht westlich-geprägten Land gelebt; Stefan war bisher noch gar nie für längere Zeit im Ausland. Wie gut tat es uns da zu wissen, dass wir nicht einfach ins kalte Wasser geschmissen werden. Dass wir nicht einfach ohne die richtige Ausrüstung ins Abenteuer losgeschickt werden, so nach dem Motto: "Jetzt macht mal."

Das Wissen um die Vorbereitungszeit hat uns Sicherheit gegeben und Mut gemacht.

 

Platzende Seifenblasen

Momentan fühlt es sich ein bisschen so an, wie wenn sich diese Sicherheit in Luft auflöst. Mit Spannung haben wir in den letzten Wochen die Entwicklungen der Pandemie, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Kanada verfolgt. Immer in der Hoffnung, dass sich die Lage doch noch verbessert und die Tür nach Kanada doch noch aufgeht.

Mittlerweile kristallisiert sich mit immer größerer Wahrscheinlichkeit heraus, dass diese Hoffnung vergebens war. Nicht nur die Einreisebeschränkungen, sondern auch die Situation vor Ort macht momentan Reise und Aufenthalt in Toronto unwahrscheinlich, ja unmöglich. Selbst wenn wir einreisen könnten, stellt sich die Frage: Was können wir dann vor Ort überhaupt tun, außer zuhause zu sitzen und an Onlineveranstaltungen teilzunehmen?

 

Und was jetzt?

Wir sind echt sehr dankbar, in diesen Fragen nicht allein da zu stehen. Mit der Liebenzeller Mission haben wir einen Partner an der Seite, der für uns die Fühler ausstreckt und Möglichkeiten prüft, diese ungewisse Zeit mit einem Alternativprogramm zu füllen. Es stehen verschiedene Optionen im Raum und doch können wir gerade noch nicht sagen, wo wir die nächsten Monate und Wochen verbringen werden. Vielleicht klappt es mit Kanada doch noch, wir wissen es momentan nicht.

So zum Warten verdammt zu sein, fällt uns momentan nicht leicht, denn eigentlich sind wir bereit loszugehen. Die Wohnung ist gekündigt, das Meiste unserer Sachen in Kisten gepackt und auf dem Dachboden verstaut. 

 

 

 

Mitnehmen was geht

Bis wir mehr Klarheit haben, wie es weiter geht, wird uns immerhin nicht langweilig. Ab Oktober werden wir unter der Woche in Bad Liebenzell wohnen und 4 Tage die Woche Englischunterricht bekommen. Sehr liebe Menschen und Missionarskollegen von uns, die momentan auch in Deutschland "zwischengeparkt" sind, haben sich dazu bereit erklärt. 

An den Wochenenden werden wir Land auf Land ab Gemeinden und Freunde besuchen, um unsere zukünftige Arbeit vorzustellen und Kontakte zu knüpfen.

 

 

"Vertraue dem Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen eigenen Verstand! Erkenne seinen Willen auf allen deinen Wegen, so wird er dir den Weg bahnen."

Sprüche 3,5-6

 

 

 

Bei all dem üben wir uns im Vertrauen auf den, der diese Reise mit uns gestartet hat und versprochen hat, dass er mit uns geht und uns ans Ziel bringt - Gott. Wir möchten uns herausfordern lassen, darüber nachzudenken, was Vorbereitung wirklich bedeutet, abseits von Fähigkeiten und Kompetenzen. Vertrauen auf ihn, der größer ist als alles, was wir uns vorstellen können und der einen Plan hat, auch wenn es sich für uns nach Chaos anfühlt.