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Machen ist wie wollen, nur krasser

Wir sind nicht blauäugig hierher nach Malawi gekommen. Natürlich wussten wir, was die Basics angeht, grob Bescheid, was uns hier erwartet. Wasser, Strom, Hitze, Krabbelvieh und Moskitos. Natürlich haben wir uns schlau gemacht, auf gewisse Dinge mental und emotional eingestellt und so gut wie möglich vorbereitet bzw. eingedeckt. 

 

Doch jetzt leben wir schon über einen Monat in unserem neuen Alltag auf der YWAM-Base und all die Dinge, die wir im Vorfeld unzählige Male besprochen haben, sind jetzt Realität. "Machen ist wie wollen, nur krasser." Das dieser Satz irgendwie stimmt, lernen wir gerade mal wieder aus erster Hand. Leben in Malawi ist krasser, als sich vorzustellen, in Malawi zu leben. 

Bild 1: "Nsima" (Maisbrei) stampfen

Bild 2: Ein Hoch auf Camping-Equipment

Bild 3: Steine und Reishülsen entfernen

  • Wenn du morgens, noch vor deinem Kaffee, erstmal verschlafen mit einer Plastikwanne zum Brunnen stolperst, weil das Wasser mal wieder nicht funktioniert.
  • Wenn du auf einmal nicht mehr nur dann kalt duschst, wenn du mal wieder irgendwo gelesen hast, dass dies gesund sei, sondern jeden Tag.
  • Wenn du nicht mehr durch den Supermarkt schlenderst mit der Frage, was du dir diese Woche so zum Essen gönnst, sondern du einfach jede Woche den exakt gleichen Essensplan hast.
  • Wenn du nicht einfach ins Auto steigst, um mal kurz was einzukaufen, sondern du bis zum nächst größeren Supermarkt ca. 1,5 Stunden bei 30-35° mit dem Minibus unterwegs bist.

Nein, ganz so schlimm ist es dann auch wieder nicht. Und trotzdem würden wir lügen, wenn wir sagen: "Wir haben es uns genau so vorgestellt und sind daher überhaupt nicht überrascht." Dass wir, als wir in Deutschland in den Flieger gestiegen sind, einen Schritt raus aus der Komfortzone gemacht haben, spüren wir mittlerweile täglich.

 

Und doch haben wir uns diesen Start irgendwie auch so gewünscht. Früh genug werden wir ein Auto besitzen und in einer komfortableren Wohnung leben. Wir sind dankbar für diese Zeit,in der wir zumindest in Teilen so leben wie die meisten Malawier und wir diese Erfahrungen machen dürfen.

Bild 1: Mehr Schaum geht immer

Bild 2: Wer braucht schon Vileda?

Bild 3: Begeisterung über Frühstücksbrei

Trotzdem merken wir auch, dass wir nicht die krassen Abenteurer sind, für die es scheinbar nie genug Herausforderungen gibt. Wir kommen durchaus an unsere Grenzen. Und wir glauben, dass das auch gut so ist. Gott braucht keine Superhelden oder Bilderbuch-Missionare. Ja er fordert uns manchmal heraus und möchte, dass wir über unsere Schatten springen. Aber er verlangt von uns niemals, zu versuchen, jemand zu sein, der wir nicht sind.

Machen ist wie wollen, nur krasser. Das gilt natürlich auch für die positiven Seiten. Wirklich nach Afrika zu fliegen, wirklich in Malawi anzukommen und zwar nicht nur für einen Urlaub, ist natürlich viel schöner als jeder Film, jeder Vortrag, jede Vorstellung.

  • Wenn du am zentralen Treffpunkt der Base - dem Brunnen - sitzt, mit anderen Wäsche wäschst und dir die Zeit nimmst miteinander zu reden und zu lachen.
  • Wenn du dich von Minibus zu Minibus durch die Stadt kämpfst und dir unglaublich freundliche und offene Malawier helfen und zur Seite stehen.
  • Wenn du feststellst, dass Malawier es mehr als alles andere lieben, zu lachen und ihren Humor mit anderen zu teilen.
  • Wenn du trotz schweren und "deftigen" Mahlzeiten einheimische Küche ein Stück kennenlernst und auf einmal merkst, dass Wurst, Käse und Brot nicht alles ist. 

Das alles lieben wir jetzt schon und freuen uns, noch tiefer in dieser Kultur und Lebensweise einzutauchen. Nach der Zeit bei YWAM geht es im Frühjahr 2022 für 1,5 Jahre in ein Dorf, nochmal eine Stufe mehr ländlich als unser Wohnort jetzt.