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Ein Wochenende im Dorf

Marktplatz mit leeren Ständen. Am Markttag wimmelt es hier von Menschen.

Wir sind beide Dorfkinder. Aufgewachsen in ländlichen Gegenden in Mittelfranken (Debora) und Württemberg (Stefan), geprägt von Landwirtschaft, Dorfgemeinschaft und Tradition. Das ist auch der typische Lebensraum für viele Malawier, wenn auch so anders als in Deutschland. Wir kommen zwar als "Dorfkinder" nach Malawi, doch werden hier noch einmal ganz neu herausfinden, was Dorfleben bedeutet.

 

Vor zwei Wochen sind wir mit einem Team der YWAM-Base Blantyre (wo wir momentan leben) nach "Phalombe" gefahren, einem sehr ländlichen Distrikt im Süd-Osten Malawis. Auf zunächst asphaltierten Straßen fuhren wir raus aus dem relativ hoch gelegenen Großraum Blantyre hinab in ein eher flaches Gebiet. Es ging weiter auf staubigen Dreckstraßen, bis wir nach ca. 3 Stunden unser Ziel erreichten. 

 

Bild 1: Schatten ist heiß begehrt

Bild 2: Induktionsherd war gestern

Bild 3: Ein Termitenhügel

 Als wir aus dem Truck stiegen, merkten wir sofort, was es heißt, nicht mehr auf einer Plateau-Ebene wie Blantyre zu sein: In Phalombe ist es gut und gerne 5° heißer und eine kühle Brise wie in Blantyre wird schmerzlich vermisst. Als wir uns etwas in der kleinen YWAM-Base dort eigerichtet hatten, wurde uns schnell auch ein zweiter Punkt bewusst, um den sich Dorfleben in Malawi dreht: Wasser! Malawi steht gerade am Ende der Trocken- und kurz vor der Regenzeit, was bedeutet, dass vielerorts das Wasser knapp wird. Resultat: Weitere Strecken bis zum nächsten Brunnen, längere Wartezeiten am Brunnen, oft in der prallen Sonne und Wasser sparen, wo es geht.

 

Dorfleben in Malawi bedeutet auch, komplett ohne oder mit nur wenig Elektrizität auszukommen. Viele Malawier gehen auf den nächsten Markt, um ihr Handy zu laden, kochen mit Kohlekochern und müssen auf die vielen kleinen elektrischen Helfer, die sich aus unserem Alltag gar nicht mehr wegdenken lassen, verzichten. Die Dusche besteht aus einem Eimer Wasser und einem Plastikbecher, die Toilette aus einem Loch im Boden und vier Wänden.

 

Zuhause bei einer alten Malawierin

All das kannten wir irgendwie schon von unserem Praktikum in Malawi im Januar 2020. Und doch hat uns diese Lebensweise wieder neu herausgefordert. Wie viel Zeit man alleine braucht, um die Grundbedürfnisse zu stillen, und wie anstrengend der Alltag ist, lässt tief blicken in eine Kultur, die natürlich auch von diesem Lebensumständen geprägt ist. Das wurde uns vor allem auch durch einige Hausbesuche bei den in der Kultur sehr respektierten "Agogos" (Senioren) bewusst. Als Teil der "Mercy Ministries" nahmen wir uns Zeit für sie, ermutigten sie und brachten ihnen ein paar Grundnahrungsmittel und Plastikfolie für ihre Strohdächer, damit sie diese für die kommende Regenzeit abdichten können.

 

Bild 1: Jede Abwechslung ist willkommen

Bild 2: Kicken am Fuße der Berge Malawis

Bild 3: Tauben halten als günstige Fleischquelle

Die Lebensumstände auf dem Dorf sind nicht einfach und trotzdem hat das Leben dort viele schöne Seiten. Beim Fußballspielen mit den Jungs, beim Singen und Tanzen mit den Mädchen, in vollen und lebendigen Dorfkirchen oder beim abendlichen Zusammensitzen um den Kohlekocher haben wir vieles vom dem gespürt, warum Malawi den Titel "The Warm Heart of Africa" trägt. Auch wenn sich unsere Lebensweise immer von der der Malawier unterscheiden wird, möchten wir viel von ihnen lernen und in unser Leben integrieren.

 

Bild 1: Tandi und Blessing lieben Selfies

Bild 2: Schwitzen am Sonntag

Bild 3: Ein bisschen wie Camping