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Die Entscheidung ist getroffen!

Viele Fragen

Wollen wir wirklich die nächsten Jahre unseres Lebens in Malawi verbringen? Sind wir wirklich bereit dazu, unsere Zelte hier in Deutschland abzubrechen, Familie und Freunde hinter uns zu lassen und unsere Heimat zu verlassen? Diese und keine geringeren Fragen gingen uns in den vergangenen Wochen und Monaten fast täglich durch den Kopf. Solche Entscheidungen trifft man nicht einfach so. Und man beschäftigt sich auch nicht einfach eine Stunde damit und legt die Sache dann wieder zu den Akten. Nein, über die wegweisenden Fragen der Zukunft entscheidet man gewiss nicht aus dem Bauch heraus. Wobei, irgendwie schon.

 

Angefangen hat alles mit der Studiumswahl von Stefan. "Evangelische Theologie im interkulturellen Kontext" studiert man nicht, wenn man danach nicht auch bereit dazu ist, womöglich tatsächlich in einem solchen "interkulturellen Kontext"zu arbeiten. Und wenn man an einer Hochschule studiert, deren Träger - die Liebenzeller Mission - in insgesamt 20 Ländern arbeitet, schließt man diese Option zumindest nicht komplett aus. Dass es uns in ein anderes Land verschlagen könnte, war uns also durchaus klar. Und trotzdem dauert so ein Studium. Und so lange es geht, so breit sind die Möglichkeiten und Arbeitsfelder, die sich immer mehr auftun. Nach unserer Hochzeit 2018 beschäftigten wir uns immer mehr mit dem Gedanken: Was kommt nach dem Studium?  

 

Die letzte Gewissheit fehlt

Diese bunten Gedankenspiele wurden bei uns recht plötzlich unterbrochen, als Stefan gegen Ende seines Studiums das Angebot bekam, als Jugendreferent in einer Kirchengemeinde in Deutschland zu arbeiten. Auf einmal wurde es ganz konkret: Gemeinde besuchen, Gespräche führen, Entscheidungen treffen. Alles schien zu passen nur, die letzte Gewissheit und Überzeugung, dass dies unser Platz ist, wollte sich nicht so recht einstellen. Und weil wir den Gedanken an die äußere Mission, also leben und arbeiten in einem anderen Land, nicht so richtig aufgeben wollten, entschieden wir uns zweigleisig zu fahren - und Gott die Entscheidung zu überlassen.

 

 

Von Herzklopfen und Kopfchaos

Wir baten also um ein Gespräch mit dem Verantwortlichen für Rekrutierung der Liebenzeller Mission und ahnten noch nicht, was dieses Gespräch auslösen würde. Es wurden uns verschiedene Länder, die jeweiligen Projekte vor Ort und die ausgeschriebenen Stellen vorgestellt. Alle wichtig, alle interessant. Doch nur bei einem Land begannen unsere Herzen zu schlagen und wir bekamen ein merkwürdiges Grinsen auf unsere Gesichter. Beim Rausgehen beschlossen wir, auf drei zu zählen und dann gleichzeitig das Land zu nennen, das uns nicht mehr los lässt: Malawi. Wir sind im Rückblick sehr dankbar für diesen Moment und dieses starke Gefühl am Anfang unserer Reise, denn auf uns wartete ein intensiver und kopflastiger Entscheidungsprozess.

 

Voller Fragen machten wir uns auf den Weg, eine Entscheidung zu treffen. Ist es Malawi oder ein anderes Projekt der Liebenzeller Mission? Oder ist es Deutschland und damit der Weg ins Ausland erst mal vom Tisch? Begleitet von Stefans letztem Studiumsjahr mit Bachelorarbeit und Deboras Vollzeitanstellung als Kinderkrankenschwester führten wir viele Gespräche, holten Rat ein und nahmen Kontakt mit Missionaren in Malawi auf. Vor allem richteten wir uns mit unseren Fragen aber an Gott, mit der Überzeugung im Herzen, dass er unseren Weg schon kennt und uns zeigen wird, wo er uns gebrauchen möchte. Es war spannend, die einzelnen Schritte zu gehen und Stück für Stück weiter zu kommen in all den Fragen. Aber es war auch anstrengend und mitunter frustrierend, sich gefühlt dauernd im Kreis zu drehen und keine letzte Gewissheit zu finden.

 

 Und dann redet Gott

Wir beschlossen, für Januar 2020 ein schon länger angedachtes Missionspraktikum nach Malawi zu verlegen, um die Arbeit und das Land besser kennen zu lernen (lese hier mehr darüber). Und auch um die Überlegungen auf die Spitze zu treiben, den Tatsachen ins Auge zu blicken und herauszufinden: Ist das hier unser Platz? Es war eine unglaublich interessante und intensive Zeit. Wir konnten die verschiedensten Menschen und Projekte kennenlernen, verbrachten zwei Nächte bei Einheimischen und lernten viel über das Land und die Geschichte. Da war vieles dabei. Manches, das unser Herz erneut zum klopfen brachte, manches, das uns eher nachdenklich werden ließ.  Vor allem aber ein tiefes Beeindruckt- Sein von den Missionaren und ihrer Arbeit vor Ort, wie notwendig und zugleich segensreich diese Arbeit dort ist und wie dringend es weitere Menschen braucht, die sich für Hoffnung in Malawi einsetzen.

 

Doch dieses Praktikum wurde noch aus einem anderen Grund zum "Ja" für unsere Entscheidung, zum "Ja" von Gott. Als wir in Blantyre, Malawi aus dem Flieger stiegen, lasen wir wie alle anderen die großen Worte, die zur Begrüßung an die Wand gemalt waren:

 

"Malawi, where dreams become reality."

 

 

Eigentlich nicht wirklich spektakulär, doch für uns haben sie eine besondere Bedeutung, weil sie uns so ähnlich schon einmal begegnet sind. Nur nicht an einem Flughafen, sondern auf einer Werbetafel in Bad Liebenzell, als Stefan dort im Jahr 2016 zu Besuch an der Hochschule war. Auf einem Spaziergang fragte er Gott, ob er tatsächlich dieses Studium beginnen sollte und dann war da auf einmal diese Werbung von Mercedes Benz mit einem Zitat von Gottlieb Daimler:

 

 

"Erfolge entstehen da, wo Visionen zu Taten werden."

 

 

Damals wie heute sind diese Worte für uns keine wunderhafte und geheimnisvolle Offenbarung Gottes. Wir sehen sie als Zeichen und Bestätigungen, dass die Entscheidungsprozesse, die wir durchlaufen haben, von Gott begleitet waren. Und dass er sein "Ja" gibt, auch wenn es bei uns noch Fragezeichen gibt. 

 

Daran erinnert uns immer wieder ein Wort aus der Bibel, in dem unser Leben als ein Weg beschrieben wird, auf dem wir Jesus nachfolgen dürfen. Es geht nicht darum, perfekte Entscheidungen zu treffen und genau zu wissen, wo der Weg hinführt. Es geht darum, ihm nachzufolgen und dort zu sein, wo er ist. Das ist für uns in den nächsten Jahren Malawi.

 

 

 

"Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren."

- Joh 12,26 -